Vom Neustart zum Wachstum: Thorsten Turlach über Mut, Teams und die Zukunft der Nutzfahrzeuge

Thorsten Turlach startete 2021 mit 14 Leuten – heute führt er 80 Mitarbeitende und den gesamten Bereich Powertrain & Commercial Transport bei ACONEXT. Was waren die größten Herausforderungen? Wohin geht die Reise? Wie sieht die Zukunft des Wasserstoffs aus? Und was kann man als Führungskraft vom Fliegen lernen?

ACONEXT:

Thorsten, Du hast 2021 mit 14 Leuten aus einem insolventen Unternehmen heraus bei ACONEXT gestartet, heute sind 80 Kolleginnen und Kollegen in Deinem Team. Welche Herausforderungen hattest Du damals und was waren die Schlüsselfaktoren für diesen erfolgreichen Aufbau?

 

Thorsten Turlach:

Eine der größten Herausforderungen war der Zeitpunkt: Anfang 2021 hatte die Corona-Pandemie Deutschlands Wirtschaft im Griff und die Kurzarbeit war auf dem Höchststand. Einer der wichtigsten Schlüsselfaktoren war das Vertrauen der ACONEXT, eine ganz neue Abteilung an Bord zu nehmen. Ein entscheidender Punkt für den Erfolg war und ist das breit gefächerte technische Portfolio des Unternehmens und ein kompetentes HR-Team, das für nahezu jede Anfrage ein perfektes Projekt–Kandidaten-Match findet.

Du warst bereits für den Bereich Powertrain zuständig, jetzt übernimmst Du auch Commercial Transport. Was bedeutet dieser Schritt für Dich persönlich – und wie verändert sich Deine strategische Ausrichtung dadurch?

In den vergangenen vier Jahren haben sich die Kompetenzen der im Bereich eingesetzten Mitarbeitenden, zum Know-how über Antriebstränge, stetig weiterentwickelt. Inzwischen arbeiten wir an vielen Aggregaten für die verschiedenen Antriebsformen: Batteriefahrzeuge mit und ohne Brennstoffzelle sowie am klassischen und am H2-Verbrenner. Die elektrische Steuerung dieser Fahrzeuge gewinnt zusätzlich mehr Aufmerksamkeit. Es werden immer mehr Fahrassistenzsysteme gesetzlich vorschrieben.

Du arbeitest seit über zwei Jahrzehnten in der Nutzfahrzeugentwicklung. Was hat sich in dieser Zeit am stärksten verändert – und worauf kommt es in den nächsten Jahren besonders an?

Bis 2020/21 konzentrierte sich die Entwicklung auf die Optimierung des klassischen Antriebstrangs, um den Wirkungsgrad zu erhöhen und den Verbrauch zu senken. Dann stellte sich eine kleine Revolution ein und die Entwicklungsaktivitäten im Nutzfahrzeugbereich wurden mehrgleisig geführt: Neben reinen Batteriefahrzeugen wurden H2-Fahrzeuge mit Brennstoffzelle und Verbrenner gleichzeitig entwickelt. Die Herausforderung für diese neue Transportwelt ist, dass ein Nutzer auch mit diesen Fahrzeugen faktisch Geld verdienen will – d.h., in vier bis fünf Jahren muss sich ein solches Fahrzeug amortisiert haben. Das bedeutet, dass neben diesen Antriebskonzepten auch die notwendige Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden muss.

Die Herausforderung für diese neue Transportwelt ist, dass ein Nutzer auch mit diesen Fahrzeugen faktisch Geld verdienen will – d.h., in vier bis fünf Jahren muss sich ein solches Fahrzeug amortisiert haben.
Thorsten Turlach

80 Mitarbeitende sind kein kleines Team. Wie prägst Du als Führungskraft die Kultur und den Zusammenhalt? Und was macht für Dich ein starkes, innovatives Team aus?

Eine wesentliche Basis für den Erfolg stellt der Zusammenhalt und Kommunikation dar, denn unser Team ist über den gesamten Großraum Stuttgart verteilt. Durch regelmäßige Präsenz – live und digital – und eine Open-Door-Policy können die Kollegen jederzeit auf mich zukommen. Eine ausgewogene Work-Life-Balance gehört, neben einer gesunden Portion Spaß, dazu, um die Projekte unserer Auftraggeber ins Ziel zu bringen. Die Zusammenarbeit mit unseren Kunden leben wir auf Augenhöhe. Wir bearbeiten die Projekte mit Begeisterung und sind stolz auf unsere Ergebnisse. Für mich ist dabei essenziell, diesen Stolz, in Form von Wertschätzung, an mein Team zurückzugeben.

Was sind Deine konkreten Pläne für den Bereich Powertrain & Commercial Transport? Welche Entwicklungen oder Trends treiben Dich besonders an?

Die Truck-Batteriefahrzeuge sind mit der Reichweite von über 500 Kilometern schon sehr gut aufgestellt. Die Anzahl der notwendigen LKW-Ladesäulen für den Stadt- und Pendelverkehr wird ebenfalls bald in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen.

Sehr spannend wird die Weichenstellung für alternative Langstreckenantriebe in den nächsten zwei bis drei Jahren. Wird sich die Brennstoffzelle oder der H2-Verbrenner durchsetzen? Wie entwickelt sich die dazugehörende Infrastruktur? Interessant werden hierbei die Entwicklung der Emissionsgesetze, weil ja einiges an Wasserdampf beim Verbrauch entsteht. Daraus werden sich noch einige Herausforderungen in der Entwicklung ergeben, welches wir mit sehr viel Engagement begleiten werden!

Du bist leidenschaftlicher Pilot. Gibt es Parallelen zwischen dem Fliegen und Deiner Arbeit als Führungskraft? Was lernst Du im Cockpit, das Dir im Business hilft?

Vergleicht man einen Streckenflug mit einem Projekt, gibt es schon einige Parallelen: Am Anfang sind die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für einen sicheren Projektverlauf genauso sorgsam zu prüfen, so wie die Checkliste vor Antritt des Fluges vollständig bearbeitet werden muss.

Auf dem Flug ist ständig das Wetter und Gelände zu beobachten, um beispielsweise einer Regenfront auszuweichen oder den richtigen Weg durch die Berge zu finden. So gilt es auch im Projekt: Kontinuierlich muss der Projektstatus geprüft werden und ggf. ein Problem gelöst oder umgangen werden.

Die Landung beginnt schon mit der Einleitung des Sinkfluges. Die letzten Meilensteine in einem Projekt sind sehr wichtig für den Erfolg – eine Änderung in letzter Sekunde kann zum Crash führen. Auch hier gibt es in der Fliegerei eine Checkliste!

Das Interview für ACONEXT führte Magdalena Zalewski.

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